Die Kraft des Schwarms im digitalen Zeitalter

Tag: Beitrag Veröffentlicht am: 1. Juli 2020 Autor: bemorrow

Jeder, der einmal einen großen Fisch- oder Vogelschwarm dabei beobachtet hat, wie er sich synchron bewegt und faszinierende Bewegungsmuster erzeugt, bekommt schnell ein Gefühl für die Kraft eines solchen Schwarms.

Im Internet gibt es ähnliche Phänomene, die unter dem Label Crowd zusammengefasst werden. Die Idee hinter dem Prinzip der Crowd ist, dass aus einem Schwarm von Internet­nutzern (= Crowd) viele einzelne Nutzer (= Unterstützer) einen kleinen Beitrag leisten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das ohne das Zusammenspiel der vielen Unterstützer nicht zu erreichen wäre.

Der exakte Kategoriebegriff für die verschiedenen Anwendungs­bereiche dieses Prinzips ist „Crowdsourcing“, der sich aus „Crowd“ und „Outsourcing“ zusammensetzt. Demzufolge handelt es sich um eine web­basierte Form der Arbeitsteilung, bei der Arbeitsaufgaben, Problem­lösungen oder Finan­zierungsprozesse an den Schwarm ausgelagert werden.

Für Unternehmen und Marken existieren vielfältige Möglich­keiten, sich die Crowd zu Nutze zu machen – von kommunikativen Anwendungsmöglichkeiten, über die crowdbasierte Entwicklung und Vermarktung von Produkten oder Services bis hin zur Erweiterung des eigenen Geschäftsmodells. Unter dem Dach des Crowd-Prinzips haben sich verschiedenste spezialisierte Anwendungsbereiche entwickelt, die wir im Folgenden kurz vorstellen möchten. 

Bei der Definition und Abgren­zung der einzelnen Bereiche ist zu beachten, dass die Übergänge in der Praxis teilweise fließend sind und bis dato keine allgemein­gültigen Definitionen existieren. Die Anwendungsbereiche lassen sich grob aufteilen in die Auslagerung von Arbeits- und Kreativprozesse sowie alternative Finanzierungsmethoden. In der ersten Kategorie lassen sich die folgenden Anwendungsbereiche unterscheiden.

Crowdsourcing

Crowdsourcing als Ursprungs­form der Crowd-Prinzipien beschreibt das webbasierte Auslagern von Arbeits- und Kreativprozessen an einen Schwarm von Internetnutzern anstelle der klassischen Ausla­gerung an Dienstleister. Bei der Entlohnung der Unterstützer reicht das Spektrum von monetär über ideell bis hin zur Prämierung der favorisierten Lösung. Die Idee dahinter ist, dass sich der Pool an (neuen) Ideen ausweitet, Kosten aus Unternehmenssicht gespart werden können und die Bedürfnisse der Nutzer bereits in der Phase der Ideenfindung einbezogen werden.

Beispiele:    www.crowdguru.de    99designs.de   

Open Innovation

Open Innovation beschreibt die Auslagerung von Innovations­prozessen an einen Schwarm von Internetnutzern, um Problem­lösungen oder Produktideen zu erarbeiten. Unternehmen öffnen dabei den klassischen Innovationsprozess über ihre Unternehmensgrenze hinaus nach außen. Ziele dabei sind die Beteiligung der Kunden am Innovationsprozess und die Entwicklung von kunden­zentrierten Innovationen. Zudem haben die Unternehmen die Möglichkeit, in einen direkten Dialog mit ihren Zielgruppen zu treten und deren Bedürfnisse kennenzulernen.

Beispiel:   www.jovoto.com

Crowdtesting

Crowdtesting ist eine Spezialform des Crowdsourcing und beschreibt das Testen von Software durch einen Schwarm von Internetnutzern über das Internet. Anwendungen und Apps können entweder vor Markt­einführung oder im laufenden Betrieb auf Schwachstellen, Fehler und Benutzerfreundlichkeit geprüft werden.

Beispiele:    www.applause.de    www.test.io    www.testbirds.de


Das Crowd-Prinzip findet auch vielfache Anwendung im Bereich der Finanzierung von Themen und Projekten. In diesem Bereich lassen sich unter anderem folgende alternative Finanzie­rungsmethoden unter­scheiden: Crowdfunding, Crowdinvesting, Crowdlending und Crowd­donation.

Crowdfunding

Das Wort setzt sich aus den englischen Wörtern „crowd“ (= Schwarm) und „funding“ (= Finanzierung) zusammen. Im Deutschen wird gelegentlich der Begriff „Schwarmfinanzierung“ verwendet, die eine alternative Finanzierungsform darstellt. Beim Crowdfunding wird Eigenkapital oder dem Eigenkapital ähnliche Mittel für Projekte, Produkte oder die Umsetzung von Geschäfts­ideen durch einen Schwarm von Internetnutzern finanziert – in Deutschland zumeist in Form partiarischer Darlehen oder stiller Beteiligungen. Eine Crowdfun­ding-Kampagne ist jeweils durch eine Mindestkapitalmenge gekennzeichnet, die durch die Masse fremdfinanziert sein muss, bevor die Aktion startet. Die erzielten Gelder sind jeweils zweckgebunden. Der einzelne Unterstützer erhält in der Regel eine Gegenleistung, die verschiedene Formen annehmen kann (z.B. Sachleistungen, Rechte, monetäre Gegenleistungen).

Beispiele:   www.kickstarter.com    www.startnext.com

Crowdinvesting

Beim Crowdinvesting werden Geschäftsideen oder Start-Ups durch einen Schwarm von Internetnutzern finanziert. Im Gegenteil zum Crowdfunding erwerben die Unterstützer Anteile oder werden am Gewinn beteiligt. Sie investieren ihr Geld mit der Aussicht auf Rendite.

Beispiele:    www.companisto.com    www.seedmatch.de   bergfuerst.com

Crowdlending

Das Crowdlending zeichnet sich dadurch aus, dass Kredite durch einen Schwarm von Internetnutzern an Privat­personen oder Unternehmen vergeben werden und die Unter­stützer (= Kreditgeber) in der Regel Zinsen dafür erhalten. Alle einzelnen Geldbeträge werden zu einem Kredit zusammengefasst und an den Kreditnehmer ausbezahlt.

Im Gegensatz zur klassischen Kreditvergabe über Banken sind aus unserer Sicht drei Erfolgs­faktoren für die Finanzierung über entsprechende Kreditmarkt­plätze entscheidend. Erstens ist es die Fachexpertise der Crowd (z.B. im Bereich Gastronomie oder Baugewerbe), die Banken in dieser Form nicht immer abdecken und die Erfolgs­aussichten von Projekten praxis­naher und mit mehr Erfahrung einschätzen können. Zweitens sind es die Unternehmer, die selbstschuldnerisch für das zu finanzierende Projekt bürgen, was die Glaubwürdigkeit und den Willen für eine erfolgreiche Projektrealisierung deutlich machen. Und zu guter Letzt ist es die Emotionalität der Unterstützer im Schwarm, die im Gegensatz zu einer klassischen Geldanlage durch die Nähe und Persönlich­keit des Projekts dazu führt, dass der Anleger emotional eingebunden ist.

Beispiele: www.auxmoney.de      exporo.de

Crowddonation

Beim Crowddonation werden innerhalb der Crowd Spenden webbasiert gesammelt, für die Unterstützer in der Regel keine direkte (materielle) Gegenleistung erhalten. Die Projekte fokussieren soziale, karikative und ökologische Aspekte und sollen damit dem Allgemeinwohl dienen.

Im Rahmen unserer Arbeit am Thema Crowd haben wir die in Deutschland größte Spenden­plattform betterplace.org kennengelernt. Auf dem Fundament von gut.org, einer gemeinnützigen Aktiengesell­schaft, werden unter anderem betterplace.org als Spenden­plattform und betterplace Lab, eine Forschungsabteilung zur Analyse von digital-sozialen Trends vereint. Gut.org finanziert sich über Geschäftspartner, Förderer und Spender und hat keine finanziellen Renditeabsichten.

Beispiel: www.betterplace.org

Let's discuss!

Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie für Ihr Unternehmen das Crowd Prinzip wertschöpfend nutzen und einsetzen können oder Sie einfach noch Fragen haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme unter hello@bemorrow.com.